Kurt Lenk / Günter Meuterm / Henrique Ricardo Otten: Vordenker der neuen Rechten. 179. S., Campus, Frankfurt 1997.
Die in der Öffentlichkeit wie den Wissenschaften kontrovers diskutierte Neuen Rechten entstand und entwickelte sich nicht ohne geistige Vorbilder, sondern verfügt über eigene politische Klassiker, deren zeitgemäße Rezeption das eigentliche ideologische Fundament dieser geistigen Strömung bildet. In erster Linie handelt es sich dabei um Intellektuelle, die der Konservativen Revolution der Weimarer Republik angehörten oder nahe standen. Diesen "Vordenkern der Neuen Rechten" widmet sich ein ebenso betitelter Einführungsband der Politologen Kurt Lenk, Günter Meuter und Henrique Ricardo Otten. Er enthält sechs Portraits entsprechender Denker mit der besonderen Hervorhebung bestimmter Aspekte ihres Werkes: Im einzelnen geht es um Dekadenz und Mythos bei Georges Sorel, den heroischen Realismus bei Oswald Spengler, die Auffassung von Volk und Herrschaft bei Hans Freyer, die Intensität des Politischen bei Carl Schmitt, das entschlossene Dasein bei Martin Heidegger und die Faszination der Gewalt bei Ernst Jünger.
Dabei handelt es sich allerdings mehr um geistesgeschichtliche Essays, denn systematische Darstellungen: Es fehlt etwa an den eigentlich nötigen biographisch-politischen Basis-Informationen zu den vorgestellten Denkern, so daß die Ausführungen zu deren politischen Auffassungen völlig losgelöst von den konkreten Personen und Wirkungssituationen erfolgen. Darüber hinaus werden die Interpretationen auch nicht in die bisherige Forschungsdiskussion zu den einzelnen Denkern eingeordnet. Und schließlich stehen die Portraits auch weitgehend zusammenhanglos nebeneinander. Man hat zwar als Leser erfahren, daß die vorgestellten Intellektuellen Vordenker der Neuen Rechten sind, aber was denn diese Neue Rechte wiederum konkret ist bzw. wie sie die Portraitierten konkret rezipiert erfährt man nicht. Trotz dieser Defizite verdienen die einzelnen Beiträge Interessse - und zwar weil sie durchaus bemerkenswerte Besonderheiten und Interpretationsansätze formulieren, sei es beim Versuch Sorel über seine bislang in der diesbezüglichen Literatur weniger beachtete Sokrates-Schrift zu deuten, sei es bei der Hervorhebung der existenzialistisch4ebensphllosphlschen Prägungen des Denkens der meisten Portraitierten. Letzteres hätte abschließend eine vergleichende und zusammenfassende Betrachtung verdient.
Köln, Armin Pfahl-Traughber
E-Mail
Dr. Volker Köhler
(Essays und Rezensionsaufsätze)
npl-redaktionsleitung(at)pg.tu-darmstadt.de
Nadja Häckel
(Einzelrezensionen und Heftproduktion)
npl(at)pg.tu-darmstadt.de
Jannik Siebmann
(Buchbestellungen)
npl-review(at)pg.tu-darmstadt.de
Twitter
@npl_review
Telefon und Fax
Tel.: +49 (0)6151/16-57330
Fax: +49 (0)6151/16-57464
Postanschrift
Neue Politische Literatur
TU Darmstadt
Institut für Geschichte
Dolivostr. 15
64293 Darmstadt
Unser Verlag
Springer VS
Abraham-Lincoln-Straße 46
65189 Wiesbaden
Abonnement
NPL bei SpringerLink